Wenn man vom Priorat spricht, muss man sich Zeit nehmen und tief Luft holen, denn wir sprechen hier ohne Zweifel von der besten Weinregion Spaniens und einem der fünf Top Weinanbaugebiete der ganzen Welt.
Der Priorat ist eine wahre Schatzkammer. Ein schlafender Riese. Eine winzig kleine Region, circa 1,5 Autostunden südlich von Barcelona gelegen, von der vor 25 Jahren noch kaum jemand etwas gehört hatte.
Seine Wurzeln im Weinanbau reichen jedoch weit in die Vergangenheit zurück. Bereits um 1200 ließen sich kartäusische Mönche hier nieder, da diese Region ihnen aufgrund ihrer Abgeschiedenheit, Ruhe und Schönheit sehr gefiel. Und wie fast überall in Europa, waren es die Mönche und Klöster, die im Mittelalter den Erhalt und die Entwicklung des Weines sicherten. Mönche gibt es heutzutage hier zwar nicht mehr allzu viele, aber die Weinproduktion hat seit dieser Zeit hier nie aufgehört.
Was aber macht den Priorat zu einer der fünf besten Weinregionen in der Welt? Ein Faktor ist die Topographie der Region. Der Priorat ist eine extrem steile Gegend in der es kaum Ebenen gibt, so dass die gesamte Arbeit von Hand erfolgen muss. Daher werden noch immer hauptsächlich Pferde und Maultiere für die Bearbeitung des Bodens und den Transport der Trauben bergauf und bergab eingesetzt. Der Einsatsz von Maschinen ist absolut unmöglich in dieser Region, weshalb die Trauben von der Hand des Winzers verwöhnt sind, was natürlich eine enorme Qualitätssteigerung mit sich bringt.
Was dem Wein aus dem Priorat aber seinen einzigartigen Charkter gibt, liegt tief in der Erde begründet. Es ist der spezielle Boden. Im Katalanischen llicorella, im Spanischen pizarra und auf Deutsch Schieferboden. Schiefer ist ein sehr karger, unfruchtbarer Boden, der den Pflanzen nur wenige Nährstoffe zum Leben gibt. Neben Wein lässt sich hier kaum etwas anderes anpflanzen. Kombiniert mit dem heißen, trockenen Klima, zwingen diese Bedingungen die Rebstöcke, ihre Wurzeln sehr tief in den Boden zu graben um die lebensnotwendige Flüssigkeit zu finden. Zum Teil sind es bis zu 15 Meter tief. Dieser enorme Kampf ums Überleben schwächt die Pflanzen so sehr, dass sie nur wenige und kleinere Trauben hervorbringen können. Diese Trauben sind jedoch so geschmacksintensiv und konzentriert, dass man sie weltweit voller Neid bewundert und begehrt. In der Tat kann kaum eine Weinregion mit der Qualität dieser Trauben mithalten.
Aufgrund der isolierten Situation der Region und dem unfruchtbaren Boden war der Priorat schon fast aufgegeben worden, da immer mehr Weinbauer in die Städte abwanderten. Die extreme Armut nach dem Spanischen Bürgerkrieg und die wirtschaftliche Isolierung während Francos 40-jähriger Diktatur zwangen sie, ihr Land zu verlassen und sich einen Job in Barcelona zu suchen. Diese traurige Entwicklung stellte sich jedoch schließlich als ein Segen heraus, denn die meisten zurückgelassenen Weinreben wurden nicht wie sonst üblich nach 30 Jahren vernichtet, sondern erhalten. Der Priorat genießt daher das Privileg eines reichen Erbes an sehr alten Rebstöcken, die weitaus elegantere und charaktervollere Weine hervorbringen als junge Pflanzen.
Im Jahre 1980 erkannte auch der berühmte katalanische Winzer Rene Barbier die favorablen Konditionen für den Weinanbau im Priorat und überzeugte fünf seiner Freunde, in die Region zu investieren und die Herstellung von Wein weiter fortzusetzen - mit neueren Technologien und Methoden. Nach seiner ersten Weinlese präsentierte er sein Ergebnis einem befreundeten Winzer aus Bordeaux und fragte ihn nach seiner Meinung. Auf die Frage "Wie viele Flaschen würdest du mir abkaufen?" antwortete dieser: "Eine ganze Palette!". Seit vielen Jahren schon wird Priorat-Wein erfolgreich in die ganze Welt exportiert und erfreut sich eines wohl verdienten Kultstatus'. In internationalen Wettbewerben wird er regelmäßig mit Top-Preisen und Auszeichnungen prämiert und von Kritikern hochgelobt. Als ein Beispiel hierfür kann der Winzer Alvaro Palacios genannt werden, der mit seinem Wein L'Ermita das schaffte, wovon alle Winzer träumen und was doch oftmals ein Traum bleibt: die heißbegehrten 100 Robert Parker Punkte zu erzielen. Tritt ein in diese Schatzkammer der Natur!